Das Buch „Komm, ich erzähle dir eine Geschichte“ des argentinischen Psychotherapeuten Jorge Bucay habe ich schon mehrfach verschenkt. Es enthält Geschichten zum Aufwachen. So steht es auf dem Backcover: „Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen“

Der Ich-Erzähler des Buches ist ein junger Mann, der regelmäßig zur Psychotherapie geht. Vermutlich würde man sagen, dass er eine Selbstwert-Thematik hat, ein gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl, weshalb er die Therapie in Anspruch nimmt. Sein Therapeut (vermutlich Jorge Bucay selbst) erzählt Geschichten, wenn er dem Gespräch eine bestimmte Wendung geben oder einen wichtigen Impuls geben möchte.

In einem Gespräch geht es darum, ob es notwendig ist, sich immer anzustrengen. Der Therapeut spricht darüber, dass es wichtig ist, einen alten Glaubenssatz, den viele Menschen als Kind gelernt haben, über Bord zu werfen: „Es zählt nur das, was wir durch Anstrengung erreicht haben.“

Um deutlich zu machen, wie verrückt es ist, nach diesem Glaubenssatz zu leben, erzählt er von einem Mann, der sich neue Schuhe kaufen möchte. Er verlangt nach einem schwarzen Schuh in Größe 39. Der Verkäufer stellt fest, dass diese Größe unmöglich passen kann, denn der Mann bräuchte die Schuhgröße 41. Jedoch der Mann beharrt auf den Schuhen, die ihm deutlich zu klein sind und kauft sie. Er zieht sie sogar an und trägt sie unter Schmerzen den ganzen Tag an seinem Arbeitsplatz. Nach sieben Arbeitsstunden steht ihm der Schmerz ins Gesicht geschrieben, seine Augen sind gerötet und Tränen fließen ihm über die Wangen. Dies fällt natürlich seinen Kollegen auf, die ihn fragen, was mit ihm los sei. Der Mann berichtet von den Schuhen, die er absichtlich zu klein gekauft habe. Warum das denn, wollen nun alle wissen. Daraufhin sagt der Mann, dass ihn die Schuhe umbringen und er höchste Qualen erleidet, aber sich jetzt schon auf das Wohlgefühl freut, das er erleben wird, wenn er schließlich nach Hause kommt und dort seine Schuhe auszieht.

Eine solche Geschichte steht für sich. Sie benötigt keine weiteren Erläuterungen und Erklärungen. Und sicherlich hat sie das Potential, Menschen wachzurütteln. Also, warum nicht ein Wake-up Call in Form einer Geschichte?

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